All die lustigen Geschichten …

All die lustigen Geschichten – vor den Augen, in meinem Kopf, auf der Straße, unter meinem Fenster – ich bin ihrer überdrüssig. Nicht weil ich nicht mehr lustig sein möchte. Nein, ich will sie nicht mehr aufschreiben, bin es Leid sie zu erzählen.

Weine ich nachts in mein Kissen, schlage tagsüber den Kopf gegen die Wand und laufe tourettend durch die Straßen? Nein, nicht mehr als sonst. Rufe ich nach Revolution, will ich alles umkrempeln von der Krempe bis zum Kragen? Nicht wirklich.

Mir ist nur zu eng in dieser Hülle. Der schriftliche Tanzbär hat sich an der Knöchelschelle wundgeschabt, die Christel Sembach-Krone der Silbendressur sich Blasen von der schriftlichen Araberhengstgerte geholt. All meine witzigen Worte sind beim Wenden auf dem offenen Faxenfeuer angebrannt, die Zoten haben sich zu einem wiederwilligen Knoten verformt.

Was bleibt? Ich tauche ein in die tieferen Schichten eines manchmal unüberschaubaren Daseins und wühle. Schriftlich. Am Wühltisch großer Emotionen die meistens ausverkauft sind. Ich grabe. Im weichen Moos seelischer Befindlichkeiten, das nur mühsam wächst in schwer zugänglichen Waldesschluchten. Im wilden Wollen auf weichen Wiesen. Ich schnitze. Mit scharfen Klingen an feingedrechselten Hölzern steifer Aggregatszustände, die längst verdampft sind. Und manchmal beiße ich. Mit spitzen Säbelzähnen in weiches Fühlfleisch. Meins und Andererleuts.

Was ich sagen will? Nichts. Nur Schreiben möchte ich. Mit Worten Schicht um Schicht abtragen von einer Zustandszwiebel, die mir zugesteckt wurde und immer wieder weiche Tränen von warmen Wangen perlen lässt. Ist das schlimm? Ach iwo! Wie ein warmer Sommerregen, der einen angenehm sprenkelt im Geruch von Gras und nasser Erde.

Hauptsächlich höre ich. Mich um, anderen zu, viel zu viel. Dann denke ich. Immerfort und permanent. Penetrant und resistent. Viele Geschichten, viel zu viel Dramen in einer Welt, die zu platzen scheint. Mit einer Membran die vor lauter Mitvibrieren das innere Trommelfell in einem gigantischen Tremolo zu sprengen droht.

Und ich? Lasse mich perforieren und suche das sichere Versteck meines Kokons. Ich scheue. Mich und vor dem wirklichen Erleben. Ängstlich gehe ich in die Klausur des ewigen Konjunktivs und verweigere das real Erlebte. Ist das schlecht? Mitnichten. Es erspart viel Leid und frisst gierig die Lebendigkeit. Und vielleicht werde ich irgendwann wieder weinen. Salzige, schweflige Tränchen werden über faltige Wangen den Weg in den dürren Boden eines Daseins fließen, das nur überdacht und nie wirklich gelebt wurde.